Elektromobilitätskonzept für die Stadt Biberach an der Riss fertiggestellt

Im vergangenen Jahr durften wir ein Elektromobilitätskonzept für die Stadt Biberach an der Riss erstellen. Dieser Eintrag soll einen Einblick in das Projekt geben. Wir bedanken uns bei der Stadt Biberach für die gute Zusammenarbeit!

Was war der Anlass und das Ziel des Projektes?

Die Stadt Biberach hat sich als Wirtschaftsmotor der Regionhohe Klimaschutzziele gesetzt und verfasste im Rahmen des European Energy Awards und als Bestandteil des Leitbildes für Energieeffizienz und Klimaschutz ein 10 Punkte-Programm, welches an das landesweite Klimaschutzgesetz anknüpft. Die Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien soll bis 2030 verdoppelt und der Schadstoffausstoß im Stadtgebiet deutlich reduziert werden. Mit dem vom BMVI im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität geförderten Elektromobilitätskonzept, das während der Projektlaufzeit von März 2020 bis Juni 2021 erarbeitet wurde, soll ein Grundstein für die Emissionsreduktion in den Themenbereichen Stadtverkehr sowie gewerbliche und kommunale Verkehre gelegt werden. Dazu gehört auch die Betrachtung des Markthochlaufes sowie des zukünftigen Ausbaus von Ladeinfrastruktur als zentraler Motor der Elektromobilität. Aber auch die zukünftige Zusammenarbeit der relevanten Akteure und Multiplikatoren für die zukünftige Förderung der Elektromobilität stand im Fokus des Konzeptes.

Das Konzept beleuchtet folgende Arbeitspakete:

  1. Ausgangssituation und Einordnung der Relevanz der Elektromobilität
  2. Anforderungsanalyse und Strategieentwicklung
  3. Akteursnetzwerk „E-Mobiles Biberach“
  4. Elektromobilität im Stadtverkehr (Alternative Mobilitätsangebote und Bündelung an Mobilitätstationen) und ÖPNV
  5. Elektrifizierung von Gewerbeflotten
  6. Kommunaler Fuhrpark
  7. Ladeinfrastrukturkonzept
  8. Stadtinterne Verankerung von Elektromobilität und Ladeinfrastruktur
  9. Kommunikation und Übertragbarkeit

Ein kurzer Einblick in das Projekt:

Aufgrund der Corona-Pandemie konnten im Rahmen der Konzepterarbeitung nur eingeschränkt Vor-Ort-Veranstaltungen durchgeführt werden. In einer zentralen, inhaltlichen Auftaktveranstaltung wurde jedoch bereits u. a. der Grundstein für die anschließende Entwicklung eines Netzwerk „E-mobiles Biberach“ gelegt. Es konnte herausgestellt werden, dass der Aufbau eines Netzwerkes zur Wissensvermittlung und als Koordinierungsstelle für die Akteure wichtig ist, um durch eine bessere Zugänglichkeit und zentrale Anlaufstelle für Informationen zur gesamten Kette der Elektromobilität (E-Fahrzeuge, Ladeinfrastruktur, Speicher, Energieproduktion) die Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen und Privatpersonen voranzutreiben.

Bei der weiteren Projektbearbeitung zeigte sich, dass bereits große Expertise in der Stadt Biberach vorhanden ist, um die Elektromobilität nachhaltig zu fördern. Die potentiellen Akteure im Netzwerk wurden in drei Gruppen unterschieden:

  • Hauptakteure, die Rahmenbedingungen gestalten und den Ladeinfrastrukturausbau voranbringen,
  • Mobilitätsdienstleister, die dazu beitragen die Verkehrsangebote in der Stadt aus einer Hand möglichst nachhaltig anzubieten,
  • Beratungs- und Informationsbereitsteller, die als Multiplikatoren eine zentrale Rolle bei der Verwertung der Ergebnisse einnehmen.

Neben der Entwicklung des Akteursnetzwerkes wurde mit dem Ziel, ein ganzheitliches attraktives Mobilitätsangebotes für die Stadt Biberach zu schaffen, der Einsatz alternativer Sharing-Angebote im Detail untersucht. Dafür wurden sowohl die Eignung der Angebote für die Stadt, als auch potenzielle Nutzergruppen und sinnvolle Standortvorschläge dargelegt. Die Errichtung sogenannter Mobilitätsstationen ist ein wichtiger Schritt für einen attraktiven Mobilitätsverbund, der dazu beiträgt, die Pkw-Nutzung weiter zu reduzieren.

Um Unterstützungsbedarfe der Unternehmen in Biberach und zukünftige Potenziale zu ermitteln, wurde in diesem Arbeitsschwerpunkt eine Unternehmensbefragung durchgeführt, an der sich insgesamt 40 Unternehmen beteiligten. In einem daran anschließenden Unternehmensworkshop zur Elektrifizierung von Gewerbeflotten und durch die Entwicklung eines Handlungsleitfadens für Unternehmen wurden interessierte Unternehmen gezielt beim Umstieg auf Elektrofahrzeuge unterstützt.

Weiterhin wurde im Projekt der kommunale Fuhrpark hinsichtlich des Elektrifizierungspotenziales untersucht. Im Bereich des Bauhofes wurde aufgrund der besonderen Fahrzeugspezifika insbesondere auf am Markt verfügbare elektrisch betriebene Nutzfahrzeuge eingegangen. Zum anderen wurde auf Basis der durchgeführten Dienstwege der Verwaltungsmitarbeiter*innen mit Privat-Pkw dargestellt, wie die Umsetzung eines eigenen städtischen Fuhrparks mit einem möglichst hohen Elektrifizierungsgrad ausgestaltet werden könnte und auch die finanziellen Auswirkungen für die Stadtverwaltung dargestellt.

In Zusammenarbeit mit der VHS Biberach konnte ein Veranstaltungstermin für Bürger*innen durchgeführt werden, bei dem die 35 Teilnehmenden über Mythen und Vorurteile der Elektromobilität aufgeklärt wurden und Projektergebnisse, wie z. B. der zukünftige Ladeinfrastrukturausbau oder ein möglicher Ansatz für Mobilitätsstationen und die zentralen Ansprechpartner*innen, vorgestellt wurden. Offene Fragen wurden geklärt und Hinweise zum Umgang mit der Elektromobilität gegeben. Die Veranstaltung hob sich, nach Aussagen der VHS, durch eine für die Pandemielage hohe Teilnehmendenzahl ab.

Wie wird mit den Ergebnissen weitergearbeitet?

Innerhalb der Stadt wird nun die weitere Netzwerkbildung und Stärkung der Verbindungen in einem Netzwerk „E-mobiles Biberach“ umgesetzt. Durch das Netzwerk wird klarer, welche Ansprechpartner*innen für die unterschiedlichen Akteursgruppen zur Verfügung stehen. Die Grundsteine für eine klare Aufgabenverteilung wurden bereits gelegt. Der lokale Energieversorger e.wa riss hat eine zusätzliche Orientierung für die zukünftige Stärkung der Elektromobilität erhalten und in gemeinsamen Gesprächen mit der EnBW sowie der Stadtverwaltung Biberach konnten gegenseitige Aufgabenbereiche und Unterstützungsbedarfe identifiziert und diskutiert werden. Auch die Wohnungsgesellschaften möchten zukünftig stärker zusammenarbeiten und prüfen, wie Ladesäulen für ihre Mieter*innen angeboten werden kann.

Es wird über die Erprobung eines kommunalen elektrifizierten Fuhrparks nachgedacht. Die Stadtverwaltung Biberach prüft die Umsetzung und neue Regelungen in der Dienstreiseverordnung. Auch der Ausbau von Ladeinfrastruktur an den Stellplätzen der Stadtverwaltung wird weiterhin untersucht und aktuell bewertet. Darüber hinaus hat insbesondere das Baubetriebsamt der Stadt Biberach großes Interesse an der Elektromobilität und beobachtet weiterhin die Marktentwicklung für Nutzfahrzeuge, denn die Elektrifizierung hängt nicht nur von der Reichweite, sondern vor allem von technischen Voraussetzungen wie der Zuladung und Anhängelast ab.